Menschen fliehen, auch wenn eine Ministerpräsidentenkonferenz das nicht will. Migration zu begrenzen ist für manche Teil der Lösung. Die Frage ist: Wie viele sterben dabei? In diesen Containern in Griechenland lagern gerade 30 Leichen von Geflüchteten. Mehr Platz ist nicht. Ich war die letzten Tage dort. Das ist mit das Finsterste, was ich bisher erlebt habe.
Die Menschen sind entlang des Flusses Evros gestorben. In der Ägäis ertrinken weniger, stattdessen wird es über die gefährlichere Route über den Evros versucht. Wenn eine Route gefährlich wird, weichen Menschen auf andere Routen aus- das Phänomen können wir an vielen Stellen beobachten, auch hier. Die sog. “Begrenzung” von Migration führt zu mehr Toten, das ist die Realität.
Am Ende landen die Körper in Containern, hier in diesem Krankenhaus im Osten Griechenlands. Professor Pavlos Pavldis versucht, die Menschen zu identifizieren. Er nimmt DNA-Proben, fotografiert sie und hebt die letzten Habseligkeiten auf, um Angehörigen bei der Identifizierung zu helfen. Teilweise sind die Menschen nicht mehr zu erkennen, solange blieben sie unentdeckt.
Im besten Falle kann der Körper mit DNA-Proben von Angehörigen identifiziert und den Familien übergeben werden. Vielleicht wird er dann sogar noch überführt, ins Heimatland, mithilfe der Heimatbotschaft. Für all das gibt es kein System, kein einheitliches Vorgehen. Wenn ein Körper nicht in den Händen von Professor Pavlidis landet, ist all das nicht garantiert.
Ich war in Griechenland, weil ich für die 46 Staaten des Europarates Empfehlungen erarbeiten darf, wie mit auf der Flucht verstorbenen umgegangen werden sollte. Persönlich empfinde ich das als enormes Privileg- bei aller Tragik und Brutalität. Griechenland hat - bei aller Kritik an der Migrationspolitik der letzten Jahre - ein verhältnismäßig gutes Vorgehen. Viele einzelne Organisationen oder internationale Akteure bemühen sich schon darum, in einigen Fällen zu helfen.
Aber wir brauchen dafür ein einheitliches Vorgehen, damit der Standard überall der gleiche ist, Tote und Familien zusammengebracht werden können. Jeder Staat des Europarates wird seinen Beitrag leisten müssen.
Wir brauchen ein einheitliches Vorgehen, das wenigstens diese letzte Würde des Menschen garantiert.Denn gerade liegt die Würde dieser Menschen bei -20 Grad in Kühlcontainern zwischen den Mülltonnen.